OTTO BUCHEGGER ERZÄHLT

D33 – Deutschland 2033


Vorschläge zur Modernisierung Deutschlands


„Mir ist schon klar, dass wahrscheinlich keiner dieser Vorschläge Wirklichkeit werden wird.
Genauso, wie mein Wahlprogramm meist ignoriert wurde.
Aber ich hätte mir Vorwürfe gemacht, wenn ich es nicht versucht hätte“.

Otto Buchegger, zu seinem 79. Geburtstag 2023.

Die Unzufriedenheit zum Zustand des Landes ist im Frühjahr 2023 groß. Jedoch scheint Deutschland unter der Ampelkoalition mehr zu resignieren, als zu reagieren.

Viele Vorschläge zur Modernisierung werden von zwei Randbedingungen begrenzt. In Deutschland verlangen sie oft eine Veränderung der Verfassung und sie müssen sich harmonisch in die EU Regeln einfügen. Die EU Verträglichkeit ist wahrscheinlich das geringere Problem, denn in der EU kommen heute schon sehr verschiedene Regierungsformen zusammen.

Verfassungsänderungen in Deutschland hingegen sind schwieriger. Denn die eigene Geschichte, die Tradition, die Kultur, Religionen und viele andere festgefahrene Verfahren behindern alles. Aber auch Verfassungen sind weder natur- noch gottgegeben und man kann und darf sie verändern. Damit es nicht zu leicht, zu oft und zu schnell geschieht sind die Hürden dazu sehr hoch, aber nicht unüberwindbar.

Jede Veränderung hat Gewinner und Verlierer. Die Verlierer werden naturgemäß alles versuchen, sie zu verhindern. Die potentiellen Gewinner aber haben die Unsicherheit, ob es nachher wirklich besser ist und nicht nur anders. Es gibt daher bewährte Verfahren im Change Management, die diese Risiken minimieren.

Mein Ansatz als früherer Manager: Jeder gelungene Wechsel ist eine natürliche Entwicklung, wie bei einer Ehe. Während der Verlobung wird gründlich getestet, ab die Harmonie stimmt. Beim Standesamt wird festgeschrieben, was vorher schon gepasst hat. Es gibt dann trotzdem Anfangsschwierigkeiten, die aber schnell gelöst werden können.

Die Zieleigenschaften für Deutschland sind einfach zu formulieren: Einfacher, robuster und sicherer, schneller, besser (effizienter), billiger, weniger Ausnahmen und damit gerechter oder fairer. In den Bereichen Bildung, Sozialsystemen (Krankenkassen, Altersvorsorge), Gesundheit, Verwaltung, Verteidigung, Finanzen (Steuern), Verkehr (Mobilität), Transport, Handel, Justiz. Diese Liste hat weder Prioritäten, noch ist sie komplett. Sie zeigt nur, dass es sich um keine triviale Aufgabe handelt.

Was darf nicht dabei untergehen? Alles was Europa und speziell Deutschland schon stark und robust gemacht hat: Frieden, kulturelle Vielfalt, Innovation (Kreativität), Subsidiarität, Freihandel (gemeinsame Währung), Partnerschaften. Auch hier gilt, diese Liste hat weder Prioritäten, noch ist sie komplett. Aber es ist wichtig, dass man vor Veränderungen festlegt, was erhalten bleiben muss.


Parteien   Digitalisierung   Regionalisierung   Bildung   Schneller lernen   Gesundheit   Verkehr   Religionen   Gewerkschaften   Kultur   Außenpolitik


Parteien

Keine der heute im Parlament vertretenen Parteien hat 2023 das Vertrauen, die Probleme Deutschlands lösen zu können. Ein typisches Anzeichen, dass neue Parteien eine Chance hätten. Mir geht es übrigens auch so und ich habe deshalb schon bei der letzten Bundesstagswahl den Stimmzettel von unserem Sohn ausfüllen lassen.

Um kleineren Parteien eine Chance zu geben über die 5% Hürde zu kommen, habe ich schon vor Jahren den Vorschlag für 2 Halbstimmen gemacht. Leider ohne Reaktion.

Ich schaue mir auch genauer die Parteiprogramme der kleineren Parteien an, aber für mich ist bisher keine dabei, die mich anspricht. Die Kernpunkte sind leicht zu definieren: Pragmatisch, ohne Ideologie, mit Vernunft (gesundem Menschenverstand), technik- und europafreundlich. Mit Menschen aller Altersgruppen, also keine reine Jugend- oder Seniorenpartei. Hauptsächlich aber für erwachsene Menschen im Erwerbsalter bis 60, die Steuern zahlen.

Als Arbeitstitel nenne ich sie hier D33, aber der Name ist sekundär. Wichtiger wären die Köpfe, die diese Bewegung tragen. Menschen mit Erfahrung, Bildung und Charisma. Die fehlen zur Zeit in der Ampelkoalition. Dort sind überwiegend Parteiideologen und es ist niemand dabei, mit dem ich befreundet sein, den ich in der Familie haben oder mit dem ich in den Urlaub fahren möchte.

Deutsche Flagge

Digitalisierung

Vorbedingung für effiziente Digitalisierung ist ein Personen Identifier. Ich vermeide absichtlich den Begriff Nummer, weil Menschen nicht gerne zu Nummern werden. In den USA heißt der wichtigste dennoch Social Security Number SSN. Grundlage dafür ist die Geburtsurkunde. Diese Zahl identifiziert eindeutig jeden (lebenden oder auch inzwischen toten) Amerikanischen Bürger. Auch Nichtamerikaner, die in den USA arbeiten, bekommen eine SSN.

Eine vergleichbare Europäische Version gibt es noch nicht, aber einen Vorschlag für eine European Digital Identity oder auf deutsch eine „Europäische Digitale Identität“(EDI)

Sie soll Bestandteil einer Brieftasche (ID Wallet) werden, zusammen mit weiteren digitalen Dokumenten. Noch ist es nur ein Vorschlag, der aber auf viel Kritik stößt.

Gäbe es eine erfolgreiche Europäische Digitale Identität, wären viele Probleme erledigt, die wir heute mit Namen, Titel, Stand und Geschlecht haben. Jeder kann alles davon ändern, seine EDI bliebe trotzdem ein ganzes Leben lang gleich. Klingt unglaublich, aber stimmt.

Ich bin noch skeptisch, dass die EDI bei unserem Datenschutz Wahn irgendwann funktionieren wird, aber ich halte es auch nicht für unwahrscheinlich. Denn ohne sie wird jede effiziente Form von Digitalisierung scheitern.

Ein weiterer Punkt bei der Digitalisierung muss die Reduktion unserer Abhängigkeit vom bestehenden Internet sein, indem man schon jetzt ein Ersatznetz für den Krisenfall einrichtet. Es wird sicher passieren, dass das Internet noch mehr zum Kriegsgebiet wird.

Unsere Grundversorgung mit Nachrichten, Energie und Wasser braucht ein Ersatznetz für diesen Ernstfall. Damit dies auch funktioniert, muss es schon vorher aktiv genutzt werden. Es bietet sich an, es für die Polizei zu nutzen. Möglicherweise gibt es das schon alles, aber es ist nur geheim. Das würde mich beruhigen.

Deutsche Flagge

Regionalisierung

Die schnellste Form eine Modernisierung in Deutschland zu erreichen, wäre eine Regionalisierung. Dazu wird das Bundesgebiet von 15+1 Bundesländer in 4 Regionen plus Hauptstadt Berlin aufgeteilt. Ich nenne sie mal D-Nord, D-Ost, D-Süd und D-West. Berlin hat eine Sonderstellung.

Hauptvorteile sind deutlich weniger Wahlen und weniger Streit ums Geld. Wer gut wirtschaftet, wird auch dafür belohnt und kann den Erfolg in die eigene Region investieren.

Sie würde vor allem eine Schwächung des Föderalismus bringen, der sich letztlich nicht bewährt hat und der ja auch deshalb eingeführt wurde, damit Deutschland nicht wieder stark wird.

Vorschläge für eine Neugliederung des Bundesgebietes gibt es schon viele. Am radikalsten darunter ist das 6 Länder Modell von Andreas Barthelmess und Philipp Hübl .

Sie wollten vor allem die Anzahl der Wahlen reduzieren, aber den Föderalismus beibehalten. Mein Vorschlag geht wesentlich weiter. Die Regionen sollen Finanzhoheit bekommen, der Länder Finanzausgleich fällt weg und einige wichtige Länderaufgaben - wie Bildung - gehen großteils an den Bund. Es wäre also eine drastische Vereinfachung. Diese Struktur ähnelt stark der der Fußballregional- Liga mit 5 Regionen. Sie kann also nicht ganz falsch sein.

Länder Abkürzungen und Einwohnerzahlen in Millionen, Stand 2021

D-NORD (HB 0,176 HH 1,853 SH 2,922 NI 8,027 MV 1,611 ) 14,589

D-OST (BB 2.538, SN 4.043, ST 2.169 , TH 2.108 ) + Berlin 3.677 14, 535

D-SÜD (BW 11.125 Mio, BY 13,177) 24,302

D-WEST (HE 6,295 , NW 17,925 , RP 4,106 SL 0,982) 29,308

DE insgesamt 82.734 Millionen

Deutsche Flagge

Bildung

Wir waren einmal das Land der Dichter und Denker, haben regelmäßig Nobelpreise gewonnen und sind jetzt ein Bildungsproblemland mit einem Bildungsdesaster. Nicht wenig Schuld daran hat der Föderalismus. Zu oft wurde mit Experimenten Mist gebaut, ich denke nur an die gescheiterten Versuche der 80er Jahre, mit der Mengenlehre eine neue Mathematik zu definieren.

Lehrpersonal kann bisher nur im eigenen Bundesland eingesetzt werde, bei Ortswechsel der Familien verlieren die Kinder oft ein Jahr. Es ist ein unverständlicher Standortnachteil.

In den meisten Ländern Europas braucht man zur Hochschulreife nur 8 Jahre, in Deutschland müssen es aber 9 sein. Und wo man doch 8 Jahre versucht hat, wurde nur der Stoff von 9 Jahren rein gequetscht. Bildung in Deutschland ist marode und das ist eine Gefahr für unsere Zukunft.

Mir fehlt ein Pflichtenheft, was Bildung vermitteln soll, um besser auf das Leben vorbereitet zu sein. Und auch eine Liste von Fächern oder Themen, die man streichen soll. Ich denke nicht nur an Altgriechisch oder Latein, sondern auch zum Beispiel an Geographie. Dieses Fach macht nur dann Sinn, wenn die Kinder in ein Alter kommen, wo sie Reiseziele auch verstehen und sie nicht nur eine Abwechslung vom Wohnort sind. Ähnliches gilt für Geschichte, das ein hochkomplexes Fach ist und nicht nur ein Auswendiglernen von Jahreszahlen.

Ich war ja selbst oft Reisebegleiter von Kindern von der Grundschule bis zu 14 Jahren. An begabten Lehrerinnen und Lehrern fehlte es wahrlich nicht. Sie haben nur die falschen Lehrpläne. Und wir erlauben ihnen viel zu wenig Zeit für deren Weiterbildung. Es kann nicht sein, dass zum Beispiel die Schüler die Lehrer unterrichten müssen, wie es lange beim Umgang mit dem Computer war.

Wir lassen auch das Lehrpersonal ausbluten. Ich denke an die vielen Frührentner, die mit 50 schon nicht mehr weiterarbeiten konnten. Aber nachher fit genug waren, eine Weltreise nach der anderen zu machen. Wir haben verlernt, Lehrer vor den Eltern zu schützen. Kein Wunder, dass viele innerlich kündigen.

Wir müssen wieder versuchen, dass unsere Kinder gerne zur Schule gehen und es keine Qual für sie ist. Und nicht jeder soll als Ziel die Uni haben. Handwerk kann viel befriedigender sein, wenn die Fähigkeit zur Abstraktion fehlt, aber Kreativität und Fleiß im Übermaß vorhanden ist.

Koedukation ist oft problematisch, weil Mädchen in manchen Altersabschnitten sich wesentlich schneller entwickeln als die Buben. Ein Reife-Unterschied von 2 Jahren ist nach meiner Beobachtung keine Seltenheit.

Jeder, der eine deutsche Schule besucht, sollte Gelegenheit haben, ein Musikinstrument zu lernen, Theater spielen können, eine kleine Ansprache zu halten, unbedingt einfaches Englisch sprechen zu lernen, die Grundlagen des Kochens zu üben und ausreichend körperliche Bewegung zu haben.

In der Grundschule muss es auch eine Einheit für Dialekt geben. Auch die Sprache und Kultur des nahen Auslands ist wichtig. Diese beiden können regionalspezifisch sein. Naturwissenschaften aber sind überall gleich und sie sollten als Konserve für jeden im Netz verfügbar sein. Das kann doch kein Problem sein!

Zum Grundwissen gehört auch das Erkennen von Lügen, heute Desinformation genannt. Leicht zu lernen, indem man es selbst versucht. Wir hatten seinerzeit dafür eine Schülerzeitung (heute genügt sicher ein #Hashtag im passenden Netz) und haben Zaubertricks geübt. War ein Leben lang lehrreich.

Speziell in Deutschland fehlt Grundlagenwissen für Volkswirtschaft, ein Hauptgrund warum man in der Politik hier jeden Unsinn anbieten darf und nicht gleich ausgepfiffen wird. Schon Schulkindern kann man den Unterschied zwischen Konsum und Investition erklären.

Deutsche Flagge

Schneller lernen – weniger schützen

In Krisenzeiten kommt es auf schnelle Veränderungen an, wir müssen sehr viel schneller lernen. Ich halte diesen Punkt im Kampf gegen den Klimawandel (neben der weltweiten Begrenzung des Bevölkerungswachstums) für den wichtigsten. Schneller nicht um einige Prozente, sondern um einige Faktoren! Also nicht 5% schneller, sondern 5mal (500%) schneller. Außer in Kriegszeiten ist das mehr als ungewohnt, ja sogar revolutionär für Deutschland.

Um dies zu erreichen, müssen viele Regeln geändert werden. Und auch einiges, was geschützt wird, beendet werden. Dies ist in Deutschland, wo nahezu alles bürokratisch geregelt ist, besonders schwierig.

Die Balance zwischen Bewahren (schützen) und Verändern (lernen) ist kompliziert. Wenn wir alles so lassen, wie es war, kann Neues nur ergänzen und die Situation wird immer komplizierter.

Wir haben mit dem deutschen Steuersystem ein Musterbeispiel dafür. Als Ergebnis haben wir ein kompliziertes Steuersystem und damit auch ein ungerechtes, weil es jene bevorzugt, die sich damit zurecht finden.

Dieses Thema habe ich in der Praxilogie ausführlicher beschrieben. Es hat sich seit 2013 nicht viel verändert.

Die „Schützer“ werden sich umstellen müssen. Viele, die durch Schutz stark profitiert haben, werden sich neue Geschäftsfelder suchen müssen. Es wird spannend werden.

Deutsche Flagge

Gesundheit

Vieles läuft hier schief. Es beginnt beim Numerus Clausus fürs Studium der Medizin. Nicht die an Menschen Interessierten werden akzeptiert, sondern die, die gute Noten im Abi haben und später mal gut verdienen wollen. Leuchtet mir einfach nicht ein.

Genau so wenig kann ich verstehen, dass Vorbeugen nicht wichtiger ist als Reparieren. Beim Zahnarzt würde eine jährliche, bezahlte Zahnreinigung sich sicher rechnen.

Und, dass es so viele Krankenkassen gibt. Dass unwirksame Behandlungen, wie Homöopathie von der Allgemeinheit bezahlt werden und Heilpraktiker ein akzeptierter, medizinischer Beruf ist. Dass aber die BRD keine Schwester Agnes mehr hat, obwohl sich das Konzept der Gemeindeschwestern der DDR sehr bewährt hat.

Dass bewährte Hausmittel durch Medikamente ersetzt werden und Gesundheits-Checks nur alle 3 Jahre gemacht werden. Kürzere Intervalle würden Krankheiten früher erkennen lassen.

Dass bei Organspenden die Entscheidungslösung Standard ist und nicht die Widerspruchslösung. Generell finde ich es immer verdächtig, wenn Deutschland sich anders entscheidet, als der Großteil von Europa. Dass der Datenschutz maßlos überzogen ist, gilt nicht nur in der Gesundheit, sondern fast überall.

Was wirklich „gesund“ ist, bedarf einer Überprüfung. Bewegung ist gesund, beim Sport bin ich mir nicht mehr so sicher. Leistungssport ist ungesund, egal worum es geht. Es gibt gesundes Essen und veganes. Vegan ist eine Mangelernährung. Arbeit ist gesund und lebensverlängernd, Schwerstarbeit ab 50 sicher nicht.

Ich habe so viele Irrwege auf diesem Gebiet erlebt und bin froh für mich selbst, wieder das Tanzen im Alter entdeckt zu haben. Bewegung in Gemeinschaft mit Musik, was gibt es besseres? Ohne Verletzungsgefahr, mit vielen sozialen Kontakten, ohne große Kosten für spezielle Ausrüstung.

Ich hatte das Glück, mein ganzes Leben als Erwachsener immer Freunde mit guten Medizinkenntnissen, Betriebsärzte und im Alter nahe Hausärztinnen zur Verfügung zu haben und das war wirklich gut für meine Gesundheit. Je geringer die Schwelle zu einer kompetenten Auskunft ist, desto besser.

Deutsche Flagge

Verkehr

Wir haben in Deutschland das Auto erfunden, auch die Autobahn und wir hatten ein stabiles Bahn- , Flug- und Schiffsnetz. Und wir brauchen auch ein zuverlässiges Verkehrsnetz, wollen wir unseren Wohlstand erhalten. Der Zusammenhang Verkehr und Wohlstand ist den meisten Menschen inzwischen nicht mehr geläufig.

Heute sind unsere Verkehrsfachleute primär Autohasser und in Tübingen Fahrradhändler. Es wird unmöglich werden, vernünftige Planungen und damit das Land zukunftssicher zu machen, wenn wir uns in Verkehrsfragen ständig belügen.

Das Fahrrad ist in einem hügeligen Land lebensgefährlich, genau so wie das Rasen mit 200 km/h auf deutschen Autobahnen. Zuverlässigen Zugverkehr werden wir nie hinbekommen, solange es keine selbstfahrenden Züge gibt und deutsche Lebensmüde sich lieber vor einem schnell fahrenden Zug stellen, anstelle sich anders zu verabschieden.

Die Elektromobilität muss sich erst noch bewähren, sie ist sicher der Königsweg auf lange Zeit. Aber auch die Telekommunikation kann den Verkehr reduzieren, wie wir seit dem Corona Home Office wissen.

Deutschland mit seinen über 80 Millionen Einwohnern muss täglich 80.000 Tonnen Güter transportieren (unter der Annahme, dass jeder von uns etwa 1kg pro Tag davon braucht, was zumindest in meinem Seniorenhaushalt stimmt), das werden wir mit Lastenrädern nicht hinbekommen.

Ich habe gute Vorbilder für funktionierenden Verkehr kennen gelernt. Den Zugverkehr in der Schweiz oder den Stadtverkehr in Wien / Österreich zum Beispiel. Er ist machbar, aber auch teuer und mit den vielen Ideologen dazu in Deutschland sicher nicht zu schaffen.

Für die Containerschifffahrt sind Tiefwasser Häfen entscheidend. Wahrscheinlich wird das Limit für die Riesenschiffe ein Tiefgang von 20 Meter. Für Hamburg ist dies illusorisch. An der Elbe ist dies nicht machbar, da kann man noch so viel baggern.

Der tiefste Tiefwasserhafen in Deutschland ist zur Zeit (2023) der Jade Weser Port (bei Wilhelmshaven) mit einem Tiefgang von 18 Meter. Die geplante Kooperation Hamburg Wilhelmshaven könnte eine Übergangslösung sein. Langfristig aber werden andere Häfen Deutschland abhängen. Zum Beispiel auch im Mittelmeer, dort hat sich China schon eingekauft. Triest und Piräus haben beide 18m maximal Tiefgang.

Besonders Triest ist für Deutschland interessant. Alle Transportwege zu uns sind auf EU Gebiet und die Bahnen haben gleiche Spurweite (mit Spanien wäre dies nicht der Fall). Man erspart sich Weg, Risiko und Zeit über den Atlantik und die Kilometerdistanz von Süddeutschland ist etwa die Hälfte (415,0 km) über B108 wie nach Rotterdam (838,6 km) über A3 .

Auch mit dem Zug ist die km Distanz die Hälfte, die Dauer aber gleich lang. Die Fahrt von München Hbf nach Trieste Ventrale mit dem Zug dauert durchschnittlich 9 Std 12 Min für die rund 323 km. Die Fahrt von München Hbf nach Rotterdam Centraal mit dem Zug dauert durchschnittlich ebenfalls 9 Std 12 Min für die rund 658 km.

Deutsche Flagge

Religionen

Zukunftssicher ist ein Land nur, wenn die Religion wirklich Privatsache wird. In Deutschland sind wir davon weit entfernt. Wir haben immer noch religiöse Feiertage, eine Kirchensteuer (die der Staat eintreibt), Religionsunterricht an Schulen, das Fach Theologie an Universitäten, um nur einige Fakten zu nennen.

Aber es gibt inzwischen Religionswissenschaften, in denen religiöse Fragen mit einer gewissen Distanz betrachtet werden und auch kirchliche Arbeitgeber müssen sich an Arbeitsvorschriften halten.

Atheismus ist keine allgemeine Antwort, davon bin auch ich überzeugt. Aber eine striktere Trennung von Kirche und Staat ist machbar. Frankreich hat sie zumindest schon. Und sie sollte auch für uns ein Ziel sein.

Einiges zu diesem Thema habe ich in den USA gelernt, wo Religion eine zentrale Rolle in der Gesellschaft spielt. Positiv zum Beispiel persönliche Feiertage, Öffnungszeiten die nicht allgemein sind (Muslime schließen am Freitag, Juden am Samstag und Christen am Sonntag), Neutrale Festtagsglückwünsche.

Die USA sind aber in anderen Beispielen wieder ein abschreckendes Vorbild, wenn es um die Freiheit der Wissenschaft geht. So wird die Evolution verleugnet und Schwangerschaftsabbruch kriminalisiert, zum Glück nicht in allen Bundesstaaten.

Deutsche Flagge

Gewerkschaften, Streiks und Demos

In kapitalistischen Wirtschaftsformen sind Gewerkschaften ein Garant für hohe Löhne, ohne die der Kapitalismus nicht funktionieren würde. Wir brauchen sie also. Ich bin schon mit 14 Jahren (und Schüler) in Österreich Gewerkschaftsmitglied geworden und war viele Jahre in der Gewerkschaftsjugend auch aktiv und habe dabei viel gelernt.

Mit der Übersiedlung nach Deutschland war ich zwar dann nirgendwo mehr Mitglied, aber ich fand die Idee der Betriebsräte als Mitarbeitervertretung gut, auch als Manager. Bei komplexen Entscheidungen sind viele Meinungen zu einem Thema ein Vorteil.

Mein positives Bild aber hat sich geändert, nachdem einige Gewerkschaften gezeigt haben, worum es wirklich geht. Schlagworte wie Kampf, Abschaffung ja sogar Vernichtung waren wichtiger als Erfolg dieser Firmen oder auch bessere Arbeitsverhältnisse. Besonders Verdi ist mir negativ aufgefallen und war mit der Vernichtung der Drogeriekette Schlecker 2012 auch erfolgreich. Hat aber nur wenige gestört.

Die Hauptwaffe von Verdi ist der problematische Warnstreik. Man muss nur selbst erklären, dass die Verhandlungen gescheitert sind und schon hat man Streikrecht. Ich finde das pervers.

Mich stört bei vielen Streiks am meisten, dass man weniger die Arbeitgeber schädigt, sondern die Gesellschaft. Wenn also Busfahrer streiken, dann lassen sie nicht die Fahrgäste gratis fahren, sie stoppen den Busverkehr. Muss wohl so sein, aber ich akzeptiere es nicht.

Kommt es zu Demos, dann wird der Gesellschaft erneut Schaden zugefügt, indem man auf belebten Straßen demonstriert. Dabei wäre es viel wirksamer, die Demos in Sportstadien zu organisieren. Auch dort könnten die Menschen ihre Meinung Kund tun und sie hätten viel mehr Medienpräsenz, weil man diese Events dort wesentlich besser übertragen kann. Hat sich aber noch nicht herumgesprochen. Ich habe noch nach 70 Jahren Parteifeiern im Linzer Stadion in bester Erinnerung. Dieses tolle Gefühl der Gemeinschaft und dann auch das gemeinsame nach Hause Fahren.

Es gibt andere, wesentlich wirksamere Gewerkschaften in Deutschland. Wo immer ich kann, wähle ich keine Verdi Vertreter in Gremien, zum Beispiel nicht bei der Sozialwahl der Rentenversicherung.

Wenn ich allerdings nach Frankreich (die Weltmeister im Streiken), Dänemark oder Rom (Scioperi) schaue, dann bin ich unter dem Strich mit Deutschland wieder ganz zufrieden. Länder mit einer aggressiven Streikkultur sind arm dran. Sie verarmen nicht nur direkt, sondern schrecken auch Touristen ab. Wer einmal dort darunter gelitten hat, fährt nie wieder hin.

Deutsche Flagge

Kultur

Geht es um Kultur, dann darf man nie die Einheimischen fragen. Klar haben sie die beste Kultur in allen Bereichen. Aber auch Fremde um ein Urteil zu bitten ist problematisch. Sie können nie den wahren Wert einschätzen, wenn sie nur kurze Eindrücke bekommen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man mindestens 3 Jahre braucht, um ein Land und seine Kultur zu verstehen.

Eine schöne Persiflage deutscher Kultur mit einem New Yorker Vokalkünstler:
Musette from the Notebook for Anna Magdalena Bach.

Eine Referenz eines Genuesers an die deutsche Sprache
Fabrizio De André - Ottocento.

Meine Definition von Kultur ist „bewährte Erfahrung“ und meine Messlatte für den Erfolg ist „Ausbreitung über Raum und Zeit“. Klingt etwas abstrakt, aber hat sich mehr bewährt als die Definition vom Lexikon.

Bewährte Erfahrung: Wir haben sehr viel ausprobiert, aber so wie wir es jetzt machen, war es am besten. Also werden wir es auch in Zukunft so machen.

Ausbreitung über Raum und Zeit: Wer macht es nach, wo wird es nachgemacht, wie lange wird es nachgemacht?

Viele Formen der Kultur (aber nicht alle, zum Beispiel Esskultur) sind an Sprachräume gebunden. Wo wird überall Deutsch gesprochen oder zumindest verstanden?

Immerhin sind es 130 Millionen, verstreut über 42 Länder. Im Weltranking ist Deutsch auf Platz 12 vor Japanisch auf Platz 13 und Deutsch ist keine UN Amtssprache.

Kritisch sehe ich die Hindernisse um deutsche Werte, Ideen oder gar Produkte nachzumachen. Kultur ist inzwischen ein Minenfeld, das den kulturellen Austausch drastisch behindert. Praktisch ist alles verboten, was der Verbreitung dient. Unterstützt nicht nur von Deutschland, sondern noch mehr von der EU.

Aus Kostengründen wird man die meisten deutschen Kultureinrichtungen im Ausland schließen, andere werden unter EU Flagge weiterleben. Geopolitische Militärentscheidungen sind von Deutschland alleine nicht mehr zu erwarten, sie werden in der NATO aufgehen. Dazu mehr weiter unten.

Auf die Frage, was wir in 500 Jahren noch von Deutschlands Kultur finden werden, ist die wahrscheinlichste Antwort : NICHTS, außer einigen Baudenkmälern, Elektroschrott und Plastikmüll in einigen Müllhalden und den Büchern, die auf säurefestes Papier gedruckt worden sind. Alle digitalen Produkte (Musik, Videos, Filme) sind verrottet, weil man sie nicht regelmäßig umkopiert hat. Eventuelle Fotos zeigen nur gekaufte Fotomodelle, weil der Datenschutz andere verhindert hat.

Eine Google Bildersuche zeigt nicht nur für Deutschland gut an, was aktuell Kultur ist. Wer dort einmal begonnen hat zu suchen, wird nicht so schnell wieder aufhören.

Deutsche Flagge

Außenpolitik – Geopolitik

Beide hängen zusammen. Aber Geopolitik wurde lange Zeit vernachlässigt, weil Deutschland schon 1919 seine Kolonien hat aufgegeben müssen, was sich im Nachhinein als großer Vorteil erwiesen hat ,

Zur Außenpolitik meint die KI (ChatGPT):

„Die Aufgabe von Außenpolitik besteht darin, die Beziehungen zwischen einem Staat und anderen Staaten sowie zwischen einem Staat und internationalen Organisationen und Akteuren zu gestalten und zu verwalten. Die Außenpolitik hat das Ziel, die nationalen Interessen eines Staates zu fördern und zu schützen, indem sie sich für die Wahrung von Frieden, Sicherheit und Stabilität einsetzt und den internationalen Handel, die Zusammenarbeit und den Austausch in Bereichen wie Wissenschaft, Bildung und Kultur fördert.

In der Regel setzt die Außenpolitik auf diplomatische Kanäle, um Konflikte zu lösen und politische, wirtschaftliche oder soziale Verbindungen aufzubauen. Diplomatische Vertretungen wie Botschaften und Konsulate spielen hierbei eine wichtige Rolle, indem sie als Vermittler zwischen Regierungen und Völkern agieren und dabei helfen, gegenseitiges Verständnis und Vertrauen zu fördern. Zudem gehört es auch zur Aufgabe der Außenpolitik, internationale Abkommen und Verträge abzuschließen und deren Einhaltung zu überwachen.“

Ich füge hinzu: Zentralfigur der Außenpolitik ist / der Außenminister / die Außenministerin. Es muss jemand sein, dem man absolut vertrauen kann, der sich nicht unnötig in innere Angelegenheiten einmischt, der viele Sprachen spricht und Verständnis für andere Kulturen hat. Der letzte von diesem Format war Hans-Dietrich Genscher. Alles was nachher kam, ist deutlich abgefallen.

„Insgesamt hat die Außenpolitik eine große Bedeutung für die Stärkung der Position eines Staates in der internationalen Gemeinschaft und für die Sicherung seiner nationalen Interessen.“

Diese zentrale Position parteitaktisch zu besetzen halte ich deshalb für einen großen Fehler und die feministische Außenpolitik von Annalena Baerbock für nicht hilfreich.

Zur Geopolitik meint KI (ChatGPT):

„Geopolitik ist ein Begriff, der sich mit der Analyse der Beziehungen zwischen Geographie, politischen Macht und internationalen Beziehungen befasst. Es geht dabei um die Wechselwirkungen zwischen politischen Entscheidungen, territorialen Gegebenheiten und der globalen Verteilung von Ressourcen.

Geopolitische Überlegungen beziehen sich auf die Auswirkungen von geografischen Faktoren wie Landmasse, topografischer Lage, Klima, Wasserressourcen und natürlichen Ressourcen auf die politische Macht. So können beispielsweise die Kontrolle über wichtige Seewege oder Ressourcen wie Öl und Gas den Einfluss eines Staates auf der globalen Bühne erheblich stärken.

Die Geopolitik untersucht auch die politischen, wirtschaftlichen und militärischen Interaktionen zwischen verschiedenen Staaten und Regionen. Dabei werden historische Ereignisse, aktuelle Entwicklungen und künftige Trends analysiert, um politische Entscheidungsträger bei der Formulierung von Außenpolitik und Strategien zu unterstützen.

Geopolitik ist somit ein komplexes und multidisziplinäres Feld, das eng mit anderen Disziplinen wie Geographie, Politikwissenschaft, Wirtschaftswissenschaften, Militärwissenschaften und Geschichte verbunden ist.

Die Aufgabe von Geopolitik besteht darin, die Wechselwirkungen zwischen Geographie, politischer Macht und internationalen Beziehungen zu analysieren und zu verstehen. Die Geopolitik betrachtet die politischen, wirtschaftlichen und militärischen Interaktionen zwischen verschiedenen Staaten und Regionen und untersucht historische Ereignisse, aktuelle Entwicklungen und künftige Trends, um politische Entscheidungsträger bei der Formulierung von Außenpolitik und Strategien zu unterstützen.

Die Geopolitik hat das Ziel, politische Entscheidungsträger bei der Wahrung nationaler Interessen und der Förderung der nationalen Sicherheit zu unterstützen, indem sie Informationen über politische, wirtschaftliche und militärische Entwicklungen in verschiedenen Regionen der Welt sammelt und analysiert.

Ein weiteres wichtiges Ziel der Geopolitik ist es, langfristige strategische Planungen zu erstellen und Empfehlungen für politische Entscheidungsträger zu geben, wie beispielsweise die Entwicklung von Handelsbeziehungen, die Ausübung von politischem Einfluss oder die Kontrolle von Ressourcen.

Insgesamt kann die Geopolitik eine wichtige Rolle bei der Formulierung von politischen Entscheidungen und der Entwicklung von langfristigen Strategien spielen, um die nationalen Interessen zu schützen und zu fördern.“

Zur Frage, wer die beste Geopolitik in den letzten Jahrzehnten gemacht hat, sagt die Künstliche Intelligenz (KI) nichts. Ich meine, es war klar China. Ohne Aufsehen und auch ziemlich fair hat es sich an wichtigen Schaltzentren der Welt festgesetzt. Ob das auch so bleibt, wird die Zukunft zeigen.

Die USA hätten dazu auch eine Chance gehabt, aber sie waren zu dominant und auch zu militant in ihren Versuchen. Auch Russland hat oft geschickt agiert, aber ist inzwischen durch seine Aggression stark am Verlieren. Trotzdem ist Russland - vor allem in Afrika - nicht so unbeliebt, wie wir das im Westen gerne sehen würden. Ein großer Player ist immer noch UK, obwohl das Commonwealth immer mehr auseinanderfällt.

Praktisch hat die Deutsche Industrie in den letzten Jahren die Geopolitik bestimmt und nicht die Regierung.


Parteien   Digitalisierung   Regionalisierung   Bildung   Schneller lernen   Gesundheit   Verkehr   Religionen   Gewerkschaften   Kultur   Außenpolitik


Lücken

Wenn ich etwas nicht genug verstehe, dann äußere ich mich auch nicht dazu. Justiz, Verteidigung und anderes mehr fehlen deshalb hier.


Rückblick und Schluss

Während des Studiums und am Beginn meiner Berufstätigkeit habe ich Wissenschaftsliteratur verschlungen. Jedes Exemplar des Scientific American wurde diskutiert und es gab eine Publikation „Informationen für die Zukunft relevant“. 1972 hat der Club of Rome mit „Grenzen des Wachstums“ Aufsehen erregt. Und es gab von den 50er bis zu den 70er Jahren „Hobby das Magazin der Technik“ mit vielen Zukunftsvisionen.

Haben sich alle geirrt? Die Entwicklung der Computer haben nur wenige vorausgesehen, auch Rechnernetze waren unbekannt, KI hat es immerhin schon 1968 in den Film Odyssee 2001 geschafft. Realistisch war aber die Entwicklung der erdnahen Raumfahrt.

Den Zerfall der Sowjetunion hat niemand vorhergesehen und der Klimawandel war unbekannt.

Meine eigenen Großen Fehler habe ich hier zusammengetragen, auch was die Gründe dafür waren. Ohne jetzt alles zu sezieren, es stimmt sicher, Prognosen bleiben stark fehlerhaft.

Das wird auch für die Vorschläge hier gelten. Dennoch haben alle wichtigen Firmen oder Organisationen in ihren Think Tanks kluge Menschen, die versuchen, für die Zukunft besser vorbereitet zu sein. Und so will ich diesen Beitrag hier (dessen Ergebnisse ich wahrscheinlich gar nicht mehr erleben werde) auch verstehen.


FEEDBACK (mit Email)

Ganz herzlichen Dank an die kompetenten, politisch interessierten Frauen, die mich unterstützt haben.

Ein Rosenstrauss

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