OTTO BUCHEGGER ERZÄHLT

Gestern fiel bei einem Google+ Hangout (das waren Videokonferenzen übers Internet) meine Videocam aus und ich fühlte mich in die Zeit zurück versetzt, als es noch Telefonkonferenzen gab. Das war gar nicht so schlecht, es war ein billiges Mittel, sich - ohne aufwändiges Reisen - auszutauschen und dass man sich nicht gesehen hat, hatte durchaus seine Vorteile. Ergänzt durch einen gemeinsamen Bildschirm, den alle sehen können, sind sie auch heute noch attraktiv.

Telefone
Meine früheren Telefone: Selten in Gebrauch

Auf jeden Fall habe ich dann in der Nacht von einigen Schwierigkeiten beim Telefonieren und von Telefonaten geträumt, die zum Teil schon über 50 Jahre zurückliegen, aber trotzdem im Gedächtnis haften geblieben sind. Viele Telefonate aus dem und ins Ausland waren dabei, mit den großen Schwierigkeiten, z.B. die passenden Vorwahlen zu finden und sich in einer fremden Sprache verständlich machen zu können. Es heißt zu Recht, dass man eine Sprache und Kultur erst dann versteht, wenn man problemlos kritische Gespräche übers Telefon führen kann.

In heutiger Zeit, wo Telefonieren für jeden und fast überall möglich ist, sind diese Stories nicht mehr interessant. Jedes Kind kann es und Dank technischer Unterstützung wird auch niemand mehr davon ausgeschlossen.

Da es Phasen in meinem Lebens gab, wo ich mit Telefonieren (und Reisen) mein Geld verdient habe und mich dies sehr stresste, habe ich mir geschworen, meinen Ruhestand so einzurichten, dass ich ohne Telefon auskommen werde. Es hat lange gedauert, bis es komplett geklappt hat. Erst als die letzte Verwandte aus der Generation meiner Eltern gestorben war, haben E-Mail und persönliche Gespräche tatsächlich fast zu 100 Prozent das Telefon ersetzt.

Es lebt sich sehr angenehm, wenn es kein Telefon mehr gibt. Es ist wesentlich ruhiger, es gibt weniger Unterbrechungen, man wird durch unerwünschte Störungen nicht genervt und man spart unendlich viel Zeit. Als einzigen Nachteil würde ich ansehen, dass die wenigen Telefonate, die es dann trotzdem gibt, viel aufregender werden. Es sind dann meist Todesmeldungen, aber auch schnelle Nachrichten über freudige Events, die man persönlich mitteilen möchte.

Mein Telefonierverhalten ist ein gutes Beispiel, wie sich Medien entwickeln können. Zuerst war das Telefon wenigen, meist den Wohlhabenden, vorbehalten, dann wurde es ein Massenmedium, war aber an bestimmte Orte gebunden. Dann gab es immer mehr Ortsunabhängigkeit und Freiheit, das Telefon wurde zuerst schnurlos und dann mobil. Zum Schluss habe ich dann nur noch die Telefoninfrastruktur genutzt, um das Internet damit zu betreiben und um E-Mails handhaben zu können. Das Telefon selbst ist fast verschwunden, zumindest in der Form, wie man es vor gar nicht allzu langer Zeit noch kannte.

Andere Aspekte kann man ebenfalls am Beispiel Telefon gut erklären. Die Grundlagen stammen aus Europa, aber zur praktischen Marktreife wurde das Telefon von Bell in den USA entwickelt, es kann also zu Recht als amerikanische Erfindung betrachtet werden. Es hat sich in den USA in Form des Festnetzes solange gehalten und wurde stets verbessert, dass es lange gedauert hat, bis sich das ebenfalls in den USA entwickelte Mobile (auf deutsch Handy) auch dort so durchgesetzt hat, wie es vorher schon außerhalb der USA explosionsartig geschehen ist. Heute habe sogar ich zwei Handys, ein Smartphone und ein kleines Gerät, das ich leicht mitnehmen kann und dessen Akku wochenlang hält, verwende sie aber nur für Notfälle und auf Reisen.

Da das Telefon zu unserem ständigen Begleiter wurde, hat man auch viele andere Funktionen hineingepackt, die unterwegs nützlich sind, vom Fotoapparat über Musikspieler bis zum GPS Empfänger. Wie wichtig das Telefon wurde, sieht man daran, dass für einige Zeit der dominierende Hersteller zur teuersten Firma der Welt wurde.

Das wichtigste, was ich gelernt habe, war meine Telefonnummer geheim zu halten. Ich habe dafür sogar in Kauf genommen, einige Male den Anbieter zu wechseln. Absprachen, wie Zeiten, in denen man nicht anrufen sollte, sind nutzlos, habe ich festgestellt. Der Griff zum Hörer ist zu leicht, das Bedürfnis zu reden, zu groß.

Mit der Anzahl der Telefonnummern und Handys ist auch die Unsicherheit gewachsen, jemanden zuverlässig noch direkt zu erreichen. Eigentlich paradox. Zum Glück gibt es inzwischen E-Mail Adressen, die sicher unerwünschte Nachrichten (SPAM) blockieren. Da nehme ich gerne in Kauf, dass jemand vor mir diese Nachrichten sieht und lesen kann. So habe ich es jetzt viele Jahre geschafft, dieselbe E-Mail Adresse zu nützen und ich kann sie sogar problemlos publizieren.

Freude zum Schluss

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