In Deutschland ist Snooker durch einen einzigen TV-Moderator bekannt geworden. Der Trick war, die Regeln so oft zu erklären, dass Menschen, die gezappt haben, früher oder später den Reiz dieses faszinierenden Spiels erkannt haben und in den Bann gezogen wurden. Dies ist alles so clever geschehen, dass inzwischen viele Deutsche gerne beim Snooker zuschauen und auch versuchen, es selbst zu spielen. Nur durch Zuschauen oder Beobachten alleine wäre dies nicht gelungen. Auch Werbung oder Missionierung hätten dies nicht geschafft. Aber ein sympathischer, unaufdringlicher Sportjournalist hat mit viel Ausdauer und Wissen hier einen echten Wandel erreicht.
Warum ich so gerne Snooker (auf Eurosport) schaue
Ich kenne die wichtigsten Regeln.
Es gibt immer einen Sieger (und kein Unentschieden).
Wer am meisten verdient hat, ist der Beste. Ein objektiveres Mass für den Erfolg gibt es kaum.
Es ist ein nobler Sport.
Männer und Frauen sind absolut gleichberechtigt.
Jeder kann teilnehmen, es zählt nur das Können.
Zeit spielt keine Rolle.
Man kann meist problemlos aussteigen, wenn es nicht mehr weitergeht.
Im Spielverlauf wechseln sich verschiedene Abschnitte ab.
Schon ein Fehler kann zum Frameverlust führen.
Auch wer weit hinten liegt kann noch aufholen.
Es ist möglich, den Gegner zu Fehlern zu zwingen (zu snookern).
Die Ergebnisse sind bis zum Schluss nicht voraussagbar.
Mentale Stärke ist sehr wichtig.
Es braucht keine Kommentare, um das Spiel zu genießen.
Es ist ein internationaler Sport.
Die Taktiken beim Snooker können auf andere Bereiche übertragen werden:
Situationen aus allen Blickwinkeln analysieren.
Wer schon stark ist, kann sich Versicherungen leisten (Bälle am Rand, Rote zu den kleinen Farben).
Ein Problem zu lösen, ohne ein neues zu schaffen, das ist die Kunst.
Eine Fortsetzung reicht.
Es ist besser auf eine gute Chance zu warten, als ein hohes Risiko einzugehen.
Je sicherer ein Spieler ist, desto mehr Risiken kann er eingehen.
Und was jedes Zuschauen besonders spannend macht: Mit der heutigen Darstellung im TV kann ein kundiger Zuschauer sogar einen besseren Überblick als der aktive Spieler bekommen.
Nun ist Snooker zwar eine Bereicherung, aber es gibt so viele andere Gebiete, die wesentlich wichtiger sind und in denen Deutschland immer noch oder schon wieder Entwicklungsland ist und die erschlossen werden sollten. Ein Bereich, der mir besonders am Herzen liegt, ist die Wirtschaft.
Bei Snooker hat sich wenig geändert. Neue Champions sind gekommen und auch wieder gegangen, aber der Moderator ist geblieben. Und es ist nach wie vor attraktiv!
Anders ist die Situation der Berichterstattung zur Wirtschaft. Hier gab es z.T. große Fortschritte. Offenbar haben auch andere erkannt, wie groß der Nachholbedarf ist. Berichte von der Börse sind Standard geworden und zwei Dokumentationsformate, nämlich Planet-Wissen und Makro bringen heute aktuelle, gut verständliche Berichte und Dokumentionen, auch aus der Weltwirtschaft.
Denn die Spannung, die in der Wirtschaft liegt, kann man nur verstehen, wenn man einiges darüber weiß. Da wirtschaftliche Zusammenhänge sehr komplex sein können, wird man nicht nur mit Entertainment Wissen anhäufen können. Es wird eine Mischung aus akademischem Wissen, Erfolgsrezepten der Praxis, Verständnis für Zyklen, aber auch Offenheit für Neues sein, die die Menschen ansprechen. Die Regeln sind komplizierter als beim Snooker, aber es gibt genügend bewährte davon, dass man nicht nur spekulieren muss, was passieren wird. Man muss mehr als Tagesberichte und Entertainment bieten, denn sonst überlässt man dieses wichtige Feld den Populisten der Politik.
Bei vielen Deutschen wird es immer noch vergebliche Mühe sein, sie in Wirtschaftsfragen weiterzubilden. Aber bei Kindern und Jugendlichen würde gut aufbereitetes Wissen, z.B. in Form von Spielen, hier wenigstens in Zukunft die Deutschen wieder auf einen Normalstand bringen. Das was wir heute dazu hören, ist immer noch zu wenig, oft zu schlecht, zu ideologisch, veraltet, mit einem Wort ungenügend, genau so wie das Wissen der meisten Lehrer zu diesem Thema an den Schulen und lässt uns auf Dauer nicht im globalen Wettbewerb bestehen.