OTTO BUCHEGGER ERZÄHLT

2019 wurde ich 75 Jahre alt. Da darf man schon auch mal Resümees über das vergangene Leben ziehen. Mit 65 (auf der Denkstelle, nicht mehr im Netz verfügbar) habe ich zum Thema Hobby folgende nützliche Fähigkeiten notiert:

„Kochen, Massage, Schauspielen, Musizieren, Wandern, Schwimmen, Singen, Federball, Radfahren, Golf, Meditieren, Bloggen, Digitalfotografie, Astronomie, Garten, Holzarbeiten, Modellbau, Briefmarken sammeln, ausgestorbene Sprachen, Schreiben, Dichten, Lesen.“

Das meiste stimmt auch noch heute, mit 75. Aber die mit Abstand nützlichste Fähigkeit in meinem Leben war sicher das Programmieren. Ich kann es gar nicht genug loben. Es hat mich und meine Familie ein Leben lang ernährt, mir Kontakt zu vielen intelligenten Menschen ermöglicht. Ich habe viel von der Welt gesehen und erlebt. Und ich habe viel gelernt, was auch außerhalb des Programmierens nützlich war.

Das schönste war die Tätigkeit selbst. Etwas zu schaffen, was der Menschheit tatsächlich hilft, das robust ist, leicht zu transportieren und zu vervielfältigen. Und nahezu beliebig wieder verwendbar. Gedankengebilde mit höchster Komplexität, nur mit einfachsten Bausteinen entwickelt! Es gibt auch in der Softwareentwicklung den Begriff der Architektur. Und so wie sie bei Bauwerken Schönheit und Eleganz beschreibt, so ist es auch in der Software.

Ich verwende hier der Einfachheit halber Programmieren und Softwareentwicklung für die gleiche Tätigkeit. In Wirklichkeit ist es etwas komplizierter, aber das würde den Rahmen sprengen.

Programmieren

Programmieren hat übrigens wenig mit Mathematik zu tun. Allerdings hilft es sehr, wenn man genau arbeitet und abstrakt denken kann. Und dies lehrt eben auch die Mathematik. Wie die Mathematik ist es eine saubere Arbeit und man kann sie nahezu überall ausüben.

Bei der Logik sieht es anders aus. Da muss man sich von der Alltagssprache etwas umgewöhnen. Aber es ist machbar, auch für Nichtgenies.

Die Funktionsweise von Computern zu verstehen ist inzwischen kaum noch notwendig. Es ist wie mit dem Auto fahren, auch das kann man lernen, ohne die Technik zu verstehen.

Wer keine Ahnung vom Programmieren hat, kann es sich wie Bauen mit vielerlei Legosteinen vorstellen. Nur mit dem Unterschied, dass dann das Ergebnis dynamisch ist und u.U. Millionen von Teilchen verwendet werden.

Zum Programmieren benötigt man seine Hände. Im Prinzip geht auch auch mit Sprachbefehlen, aber dies ist mühsam. Und man sollte auch gute Augen haben oder die richtige Brille. Programme oder Software entwirft und „schreibt“ man. Dazu werden Programmiersprachen verwendet.

Software Entwicklung geschieht meist im Team. Kommunikation und Dokumentation spielen also eine große Rolle. Ohne Englisch Kenntnisse geht es eher nicht.

Solange Menschen sie einsetzen, lernt man auch durch die Softwareentwicklung unheimlich viel über das Verhalten von Menschen. Es wird auch dort Ergonomie genannt.

Es braucht keine körperliche Kraft, die Software Entwicklung ist daher geschlechtsneutral. Da es Frauen wie auch Männer in diesem Beruf gibt, ist es relativ leicht im Beruf dort seine Partner zu finden.

Warum in Deutschland so unbeliebt?

Nach all dem, was ich dazu persönlich erlebt habe, frage ich mich nur eins: Warum gibt es speziell in Deutschland so wenige Software Entwickler*innen. Da scheint irgendwo ein Blinder Fleck in unserer Kultur zu sein. Angst vor Technik oder gar Technikfeindlichkeit? Unwissenheit? Unsympathische Protagonisten? Irreführende Medien? Oder doch nur Dummheit und Faulheit, die beiden klassischen Erklärungen für Missstände?

Ich kann es mir nicht wirklich erklären. Auch Deutschland hatte Computerpioniere, wie z.B. Konrad Zuse, wir waren also in der Vergangenheit durchaus aktiv. Wenn wir aber weiterhin eine gedeihliche Zukunft haben wollen, dann wird es höchste Zeit, dies zu ändern. Nicht nur schnell, sondern auch bundesweit, auch wenn dies unseren egoistischen Landesfürsten wieder nicht passt.

Der von ihnen immer so hoch gepriesene Bildungsföderalismus ist in einer mobilen Welt eher ein Hindernis. Es hat sich nur nicht herumgesprochen. Wäre er tatsächlich hilfreich, dann hätten wir in Deutschland schon lange das beste Bildungssystem der Welt. Bis auf das Duale System der Beruflichen Ausbildung, ist dies bekanntermaßen nicht der Fall.

Blume

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