OTTO BUCHEGGER ERZÄHLT

Ich habe viele Jahre in der Software-Entwicklung gearbeitet. Es war übrigens so mit die schönste Zeit meines Lebens, ich habe das Programmieren wirklich geliebt. Es war eine überaus kreative Tätigkeit, eine große Herausforderung und ich habe dabei wunderbar verdient. Leider gilt dies alles heute nicht mehr so, die Goldgräberstimmung ist vorbei.

Entgegen landläufiger Vorstellung ist es nun nicht sinnvoll, alle Entwicklungsideen auch wirklich zu Ende zu bringen. Denn je später eine unbrauchbare Idee begraben wird, desto teuer kommt es.

Auf der anderen Seite kann man sich auch nicht darauf verlassen, nur brauchbare Ideen zu generieren, denn in einer komplexen, sich ständig ändernden Welt weiß man oft im voraus nicht, was sich bewährt und was nicht.

Es wird also unausweichlich Projekte geben, die vor ihrer Vollendung sterben müssen. Wer weiß, mit welchem Aufwand und Herzblut sie ins Leben gerufen wurden, der versteht dann auch die große Trauer bei den Beteiligten.

Ich habe später die Entwicklung verlassen und bin Manager für Weiterbildung geworden. In dieser Funktion habe ich mich an die frühere Tätigkeit erinnert und wollte etwas ins Leben rufen, was man landläufig Post Mortem Analysis (PMA) nennt: Kurz gesagt, setzen sich die Beteiligten zusammen und versuchen aus dem gescheiterten Projektverlauf gemeinsam für die Zukunft zu lernen.

Das schien doch eine gute Idee zu sein, leider aber war sie unrealisierbar. Denn die Beteiligten wollten einfach nicht mitmachen. Nicht, dass es dumme Menschen gewesen wären, die nicht lernen wollten, im Gegenteil, ich würde sie auch noch heute zur Elite rechnen.

Aber es gab viele andere Gründe: Die einen wollten ganz schnell vergessen, dass sie einige Jahre ihres Lebens in den Sand gesetzt hatten, andere waren um den Gesichtsverlust besorgt und wollten nicht, dass ihre falschen Argumente wieder hochgebracht wurden. Wieder andere waren der Meinung, der Aufwand würde sich ohnehin nicht mehr lohnen, denn das Umfeld hatte sich so entscheidend geändert, dass das vielleicht Gelernte nicht mehr anwendbar war.

Wie auch immer, auf freiwilliger Basis war mit ihnen die Idee der Post- Mortem- Analyse nicht durchsetzbar und sie kam deshalb auch nicht zum Einsatz. Selbstverständlich hatten die Beteiligten bei jedem Projekt dazugelernt, auch wenn sie das nicht zugeben wollten. Aber dies blieb eher unausgesprochen und man schwieg lieber.

Ich habe nun später viele andere Umgebungen kennen gelernt, wo PMA durchaus hilfreich war und nach einer langer Durststrecke tatsächlich zum Durchbruch geführt hatte. Es lohnt sich also, ausdauernd zu sein und nicht zu schnell aufzugeben.

Aber es wird viele andere Situationen geben, wo es am sinnvollsten ist, einzusehen, dass die bisher investierte Mühe umsonst war. Man feiert dann das "Begräbnis", das heißt, verabschiedet sich in Würde von der missglückten Idee und wendet sich befreit einer neuen Situation zu.

Aus Fehlern lernen

Motiviert durch

Erfolg

Misserfolg

F
e
h
l
e
r
Eigene

Nein

Ja, stark

Fremde

Vielleicht

Ja, schwach

Ich unterscheide zwei verschiedene Typen beim Lernen: Erfolgsmotivierte und Misserfolgsmotivierte. Wer primär durch Erfolge zu motivieren ist, der wird große Probleme haben, aus Fehlern zu lernen. Er verdrängt sie lieber. Höchstens wird er noch aus fremden Fehlern lernen können. Wer hingegen durch Misserfolge angestachelt wird, es besser zu machen, der nützt alle Möglichkeiten, um aus Fehlern zu lernen, egal wer sie begangen hat.

Aufgeben oder weitermachen?

Aufwand

Klein

Groß

G
e
w
i
n
n
Klein

Hobby

Aufgeben

Groß

Weitermachen

Vielleicht

Was sind nun die Kriterien, um entweder aufzugeben oder doch durchzuhalten? Im Grenzfall ist es leicht, bevor man daran zerbricht, gibt man besser auf. Aber ehrlich gesagt, ich habe keine generelle Antwort dazu. Ich weiß, dass man Kindern helfen kann, diese Entscheidung zu fällen. Sie haben es besonders schwer, denn ihnen fehlt der große Erfahrungsschatz von Erwachsenen. Auf jeden Fall ist es hilfreich, mit ihnen darüber zu reden und die einzelnen Argumente abzuwägen.

Aber bei manchen falschen Entscheidungen ist es am besten, sie nie wieder aufzuwärmen. Der Schmerz, der wieder hochkommt, ist zu groß und die gewonnene Einsicht zu gering. Man wird sie vielleicht nicht vergessen, aber man kann sie einfach so abschreiben, dass sie nicht zur ständigen Belastung werden. Die Zukunft beginnt heute! Und was schert mich dabei meine Vergangenheit!

Freude zum Schluss

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