OTTO BUCHEGGER ERZÄHLT

Es gibt Themen aus der Arbeitswelt, über die nur Ruheständler offen sprechen können. Eins davon ist der schillernde Begriff "Arbeitsplatzsicherung". Für die Gewerkschaften bedeutet Arbeitsplatzsicherung, dass keine Kündigungen vorgenommen werden. Für die Unternehmer kann aber auch das Gegenteil richtig sein, in dem z.B. ein Werk geschlossen wird, damit die Arbeitsplätze in einem anderen Werk sicher bleiben.

Von den vielen möglichen Interpretation will ich eine besonders auswählen, die meist leicht ironisch von Mitarbeitern genannt wird, wenn sie etwas anstellen, von dem sie glauben, das damit ihr persönlicher Arbeitsplatz gesichert oder zumindest sicherer wird.

Ein klassisches Beispiel ist der sogenannte "Chinesische Beamte", wie man diese Mitarbeiter früher nannte (als man noch nichts über das moderne China wusste), jemand der seine Arbeit so kompliziert gestaltet oder so schlecht dokumentiert, dass nur er sie ausüben kann. Leider aber gehen diese Rechnungen, dass jemand "unentbehrlich" ist oft nicht auf, weil die Abhängigkeiten, die damit entstehen, nur schlecht zu tolerieren sind.

Nymphengruppe

Ich nütze wieder einmal eines der von mir so geschätzten Fensterdiagramme, um die Möglichkeiten der diversen Strategien zu zeigen.

Aktivität

Mitarbeiter

nützt

schadet

Firma nützt

Q1 sollte immer gut sein

Q3 wird beschönigt

schadet

Q2 wird versteckt

Q4 reine Dummheit

Aktivitäten, die dem Mitarbeiter und der Firma nützen (Q1)

Solche Aktivitäten sollten eigentlich immer gut sein, werden aber nicht immer auch so behandelt. Ziemlich unumstritten z.B. sollte das betriebliche Vorschlagswesen als Teil des Ideenmanagements sein: Jemand hat eine gute Idee, die deutliche Verbesserungen in der Firma bringt, und wird dafür belohnt. Aber was passiert, wenn dadurch ein anderer Arbeitsplatz verändert oder gar gefährdet wird? Dann ist selbst in diesem Fall mit massivem Widerstand zu rechnen.

Trotzdem ist die beste Sicherung des Arbeitsplatzes, wenn Firmen und Institutionen erfolgreich die Bedürfnisse der Kunden erfüllen, Gewinn erwirtschaften und dabei auch ihre Mitarbeiter (und nicht nur die Aktionäre) fair behandeln. Ja, es gibt auch dazu immer wieder prominente Gegenbeispiele, aber auf die Dauer scheint mir dies das einzige Rezept für sichere Arbeitsplätze zu sein. Denn nur so können sie auch dauerhaft finanziert werden.

Firmen, die diese Kultur pflegen, sind meist auch gute Bürger in ihren Arbeitsorten, das heißt, sie versuchen, viel mehr als das gesetzlich notwendige, für das Gemeinwohl beizutragen. Ein Lohn für ihre Anstrengungen ist, dass sie darauf zählen können, dass sich die besten Kandidaten bei ihnen bewerben werden.

Aktivitäten, die dem Mitarbeiter nützen, aber der Firma schaden (Q2)

Die Abläufe in Firmen sind meist so kompliziert, dass diese Situationen gar nicht auffallen. Ein Beispiel könnte auch hier wieder das Vorschlagswesen sein: Ein Mitarbeiter weiß genau, wie er seinen Arbeitsplatz einsparen oder stark vereinfachen könnte, tut dies aber nicht, weil er sich dadurch schadet. Oder es werden mit Absicht Fehler erzeugt, damit man sie selbst wieder beheben kann. Natürlich wird dies so versteckt, dass es erst viel später oder vielleicht gar nie auffällt.

Auch Mobbing fällt in diese Kategorie: wenn einige sich auf Kosten anderer Vorteile ergaunern, kann das der Firma auf die Dauer nur schaden.

Konstruierte Beispiele, die in der Praxis gar nicht vorkommen? Weit gefehlt, das passiert häufiger, als man denkt und sie sind eine beliebte Spielwiese für externe Berater, die dafür einen Riecher entwickelt haben.

Schadet aber sich nicht der Mitarbeiter selbst, wenn es seiner Firma schlecht geht? Im Prinzip ja, aber wann trifft es ihn? Vielleicht erst dann, wenn er die Firma schon verlassen hat? Schaut man sich die kapitalen Fehler z.B. prominenter Führungskräfte an, dann werden sie in den seltensten Fällen von ihnen selbst aufgedeckt und behoben, erst der oder die Nachfolger haben dies dann auszubaden.

Mit dem Verlust lebenslanger Beschäftigungsverhältnisse sinkt auch die Loyalität der Mitarbeiter. Viele verstehen sich daher heute als Söldner, die von einem zum nächsten - hoffentlich besseren - Angebot, ziehen.

Die Versuchung ist daher groß, zuerst in die eigene Tasche zu arbeiten. Aber unsere Welt ist klein und man trifft alle wieder, selbst im Ausland. Und die einmal erworbene Reputation wird auf die Dauer sowohl nützen, wie auch schaden. Es lohnt sich daher, auf eine gutes Image zu achten, will man nicht von den Fehlern der Vergangenheit eingeholt werden.

Aktivitäten, die der Firma nützen, aber den Mitarbeitern schaden (Q3)

Auch dafür gibt es unzählige Beispiele, die meist auch viel Resonanz in den Medien finden, wie Werksschließungen, Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland, neue Tarifstrukturen, Gehaltskürzungen oder Einführung neuer Technologien, die die Arbeit drastisch verändern, um nur einige zu nennen.

Man beschönigt dann diese unangenehmen Situationen mit der Alternativlosigkeit oder dass man dadurch wenigstens einen Teil der Arbeitsplätze sichert. Oft mag dies tatsächlich stimmen, aber oft ist es auch nur der Versuch, Managementfehler der Vergangenheit zu vertuschen.

Aktivitäten, die sowohl der Firma, wie auch den Mitarbeitern schaden (Q4)

Ja, wer macht denn solche Dummheiten wird man sich fragen? Sie treten vor allem dann auf, wenn Außenstehende die Firmengeschicke in die Hand nehmen. Der Treuhand, die die DDR Firmen privatisieren sollte, hat man dies gelegentlich nachgesagt.

Aber auch noch heute gibt es Situationen, wo z.B. durch Gewerkschaftsaktionen der Wert von Firmen so stark beschädigt wird, dass dann alle Mitarbeiter zum Arbeitsamt geschickt werden müssen, weil kein Investor mehr es wagt, sie zu übernehmen.

Arbeitsplatzsicherung gilt dann nur für die Gewerkschaftsfunktionäre, aber nicht mehr für die Mitarbeiter, die sie angeblich vertreten. 2012 gab es so eine prominenten Fall in Deutschland und ich habe kaum Stimmen gehört, die dies auch angeprangert hätten.


Welche Tipps zur persönlichen Arbeitsplatzsicherung gibt nun ein alter Mann?

Bei der Wahl der Firmen sollte man darauf schauen, dass Aktivitäten überwiegend im Q1 passieren und auch entsprechend honoriert werden und dass alle anderen Aktivitäten Q2, Q3, und Q4 zumindest offiziell nicht akzeptiert oder gefördert werden.

Nun weiß man dies im voraus oft nicht, entdeckt man sie aber dann später, dann sollte man nicht zögern, sich rechtzeitig zu verändern oder sich auf die Veränderungen vorbereiten. Dies wird man nur können, wenn es wenige harte Abhängigkeiten gibt, wie Firmenkredite oder andere langfristigen Verträge.

Wer mobil bleibt, sich ständig fortbildet, gute Kontakte pflegt und fair bleibt, wird sich dabei leichter tun, als jemand, der das nicht mehr kann. Es wird vor allem eine Frage des Alters sein, wie flexibel man noch reagieren kann. Irgendwann wird es dann zu spät sein und man bleibt in der unangenehmen Lage gefangen.

Daher mein Tipp, sich noch in jungen Jahren Arbeitgeber oder Branchen suchen, für die Arbeitsplätze und Investitionen wichtig sind oder sich zu überlegen, selbständig zu werden und wenn dies alles nicht hilft, doch ans Auswandern zu denken.


Ich habe früher gerne die Meinung vertreten, auf die Megatrends zu setzen, würde schon sicheren Erfolg versprechen. Im Prinzip stimmt das zwar immer noch, aber ich habe dabei doch die Schwierigkeiten im Detail unterschätzt. Auch wenn man von einem generellen Aufwärtstrend getragen wird, sind gute Kenntnisse und häufige Anpassungen notwendig, will man wirklich erfolgreich sein und mit dem Trend seinen Arbeitsplatz sichern.


Ich habe viele Firmen besucht, viele Branchen beobachtet. Es gibt ein sicheres Zeichen, wenn es zu Ende geht: Wenn die Rechtsanwälte das alleinige Sagen bekommen, dann ist es nicht mehr weit! Der Vergleich von Ehen und Scheidungen passt gut, finde ich.

Besonders kritisch sind nicht nur die Auseinandersetzungen zwischen Firmen, sondern die zwischen Firmen und Kunden. Sie sind, wie auch permanente Streiks, das heißt Streit zwischen Mitarbeitern und Firmenleitung, so schädlich, dass man schon den Todeshauch spüren kann.

Größe allein ist kein sicheres Zeichen von Gesundheit, das heißt Arbeitsplatzsicherheit. Selbst die Größten können schnell weg vom Fenster sein. Da helfen auch Politikerversuche wenig, die dann noch "helfen" wollen. Unsere globale Welt ist dafür zu kompetitiv.

Auch der so sichere Beamtenstatus hilft auf die Dauer wenig. Auch Staaten können es sich nicht leisten, permanent nur Schulden zu machen. Nur wenn das Land über viele Bodenschätze verfügt, hat es einen langen Atem. Deutschland gehört leider nicht dazu.


Freude zum Schluss

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