OTTO BUCHEGGER ERZÄHLT

Ich verwende einen Kräuterteebeutel zweimal. Beim zweiten Aufguss ist zwar der Geschmack nicht mehr ganz so toll, aber wenn ich ehrlich bin, ich könnte auch heißes Wasser pur trinken. Es ist immer anregend. In China ist es als "kaishui" (abgekochtes Wasser) das Volksgetränk Nummer 1, weil es preiswert und gesund ist.

Ich würde mich nicht als geizig bezeichnen, als sparsam eher schon, aber mir macht das Wiederverwenden an sich großen Spaß. Es ist ein wichtiges, ökonomisches Prinzip, finde ich, und ich habe es von meinen Eltern übernommen.

In meinem Elternhaus gab es außer Asche kaum Müll. Alles was brannte, kam in den Ofen, was verrottete, auf den Komposthaufen und metallische Verpackungen wurden gepresst und beim nahen Alteisenhändler verkauft.

Meine Mutter war eine Meisterin im Verwerten von Lebensmitteln, Kleidung wurde gestopft oder umgearbeitet und selbst Stoffreste wurden zusammengeknüpft und daraus wurden unheimlich strapazierbare, sogenannte Fleckerlteppiche gewebt.

einkaufstasche
Nachkriegstasche im Design "Otto Buchegger sen."

Mein Vater hat aus Lederresten einfache, aber kunstvolle und unverwüstliche Ledertaschen, ideal zum Einkaufen auf dem Markt, zusammengenietet. Zwei verschiedene Stanzen (ein vier- und eine dreieckige), eine Lochstanze, Nieten und ein Hammer genügten ihm als Arbeitsmaterial. Ich sehe ihn heute noch vor mir sitzen, immer die Zungenspitze zwischen den Lippen, das hat ihm beim Konzentrieren geholfen, mit kräftigen Schlägen die Nieten formen und dann war er stolz, wenn wieder eine Tasche fertig war. Und wir Kinder waren glücklich, wenn wir später, wenn er sie gegen Lebensmittel eingetauscht hatte, wieder was zum Essen hatten.

Als Programmierer habe ich gerne Software recycled, jetzt im Alter, wo ich mich von vielen Dingen trenne, achte ich darauf, dass auch diese wieder verwendet werden können.

Ökonomen werden vielleicht den Sinn meines Handelns nicht so recht einsehen. Sie zählen im Bruttosozialprodukt immer nur die Schaffung neuer Waren, aber mir ist ehrlich gesagt egal. Nur weil es keine Maßzahl dafür gibt, so finde ich meine eigene Position trotzdem richtig. Auf jeden Fall erinnere ich mich damit gerne an meine Eltern, die mir viel Wissen fürs praktische Leben beigebracht haben.

Freude zum Schluss

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