OTTO BUCHEGGER ERZÄHLT

Beim Sammeln von Aphorismen habe ich zwei Sätze gefunden, dir mir widersprüchlich erschienen:

Das Gute ist der Feind des Besseren
und
Das Bessere ist der Feind des Guten.

Oder etwas deutlicher formuliert:

Das Gute verhindert, dass das Bessere angestrebt wird
und
Das mögliche Bessere verhindert, dass das Gute erreicht wird.

„Das Bessere ist der Feind des Guten“, ein italienisches Sprichwort, siehe (Il meglio è nemico del bene). „Das Gute ist der Feind des Besseren“ verwende aber auch ich - wie andere Manager - gerne, wenn ich die zögerliche Haltung bei notwendigen Veränderungen sehe.

Zwei

Nun, es gibt viele Widersprüche in einer komplexen Welt, aber dieser hat mich oft berührt, besonders in der Politik. Wer kennt nicht die Ablehnung (einer frustrierten Opposition) von vernünftigen Vorschlägen, mit dem Hinweis, dass man viel lieber viel mehr hätte, dass es nicht genug ist, dass es nicht ausreicht etc.

Aber nicht nur in der großen Politik, auch im Alltag normaler Leute kennt man diesen Konflikt zwischen zwei Positionen. Soll ich nun den Job wechseln, obwohl ich eigentlich großteils zufrieden bin, weil ich ein viel besseres Angebot erhalten habe? Oder soll ich das große Haus aufgeben, weil eine kleinere Wohnung auch alle meine Bedürfnisse erfüllen würde? Bei diesen persönlichen Entscheidungen siegt dann oft der Status quo, das heißt eine Veränderung wird nicht riskiert.

Warum werden nun diese Alternativen nicht ergriffen? Man könnte es (wie fast alle anderen menschlichen Phänomene) entweder mit Dummheit oder Faulheit erklären. Aber ich denke, ganz so einfach ist es nicht.

Eher scheint beiden Qualitäten eine Eigenschaft inne zu wohnen, die zu einem Beharren verführt. Und Menschen scheinen sich besonders in bestimmten Umgebungen wohlzufühlen und sie meiden es, zu wechseln, wenn es keinen wirklichen Zwang dazu gibt.

Ich nehme mal an, dass man vieles in drei Qualitätsgruppen einteilen kann:

1. Basis
2. Standard
3. Premium

Bei Hotels würde man das z.B. mit 1 Stern, 3 Sterne oder 5 Sterne angeben. Es ist nun interessant, dass alle drei Angebote ihre Kunden finden, die damit auch sehr zufrieden sein können. Und wenn ich von meinen eigenen Erfahrungen ausgehe, dann war es oft so, dass ich mich in einem passenden 1-Stern Hotel wesentlich wohler gefühlt habe, als in einem 5 Sterne Hotel.

Offensichtlich gibt es neben den Qualitätsgruppen weitere Aspekte, die dazu beitragen, dass eine Wahl die Richtige ist. Ich habe diese Frage früher gerne mit Arbeitskollegen diskutiert, die alle so wie ich auch extrem viel reisen mussten. Da gab es welche, die nur auf die Sterne geachtet haben, für sie kamen nur 4 oder 5 Sterne in Frage, aber auch andere, die gerne auf persönliche Empfehlungen gehört haben, und dann auch riskiert haben, in ein 1 Stern Hotel zu gehen.

Ich persönlich habe mich gerne dafür entschieden, gute Standard Angebote zu nehmen, als problematische Premium Produkte. Und ich denke, das war für mich auch richtig so. Für mich war also das Gute möglicherweise der Feind des Besseren.

Aus dem Archiv von Otto Buchegger

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